Typen und Geschichte

Die Leistungsspitze bei den Taschenrechnern markieren die grafikfähigen Taschenrechner mit integriertem Computeralgebrasystem (CAS), von mir kurz als CTR oder CAS-GTR bezeichnet. Diese Geräte sind in der Lage, über die Fähigkeiten eines "normalen" GTR hinaus auch symbolische Berechnungen und Operationen durchzuführen: Terme zu vereinfachen oder zu faktorisieren, Ableitungen oder Stammfunktionen zu bilden, Gleichungen exakt (also nicht mittels Näherungsverfahren) zu lösen.

Der erste Taschenrechner mit CAS wurde von Hewlett-Packard 1989 produziert. Der HP-48 in unterschiedlichen Varianten war bis Mitte der 90er Jahre der CAS-GTR schlechthin. Die Nachfolgemodelle HP-49 und HP-50 genießen bis heute einen unangefochten guten Ruf speziell im Hochschulbereich. In der Schule konnte Hewlett Packard bis heute mit seinen Taschen­rechnern allerdings nicht so recht landen.

Erst 1995 gelang Texas Instruments mit dem TI-92 ein – im wahrsten Sinne des Wortes – großer Wurf: 21 cm breit, 11 cm hoch, 3 cm dick und 400 g schwer.
Dafür hatte er eine komplette QUERTY-Tastatur und außer dem CAS zusätzlich eine Dynamische Geometrie Software (DGS) implementiert.
Im Unterschied zu Hewlett-Packard bemühte sich Texas Instruments von Anfang an und das erfolgreich, mit dem TI-92 und dem abgebildeten Nachfolger, dem optisch unveränderten TI-92 Plus, im schulischen Bereich Fuß zu fassen. Für einige Jahre war Texas Instruments in diesem Segment praktisch konkurrenzlos, weil die HP-Rechner aufgrund ihrer Konzeption für den schulischen Einsatz nicht geeignet waren und die Hauptkonkurrenten – Casio und Sharp – keinen CAS-Rechner im Programm hatten, was für Sharp im übrigen bis heute gilt.

Erst kurz vor der Jahrtausendwende, im Jahr 1999, gelang auch Casio der Einstieg in den Markt der CTR mit dem abgebildeten Casio Algebra FX 2.0, der später durch den bis 2016 erhältlichen Algebra FX 2.0 Plus abgelöst wurde.

Im 21. Jahrhundert entwickelten sich die CTR zunehmend zu Taschencomputern, der Funktionsumfang wurde stetig erweitert. Sowohl TI als auch Casio spendierten ihren Spitzenmodellen TI-Voyage bzw. Casio ClassPad zusätzlich eine DGS, eine Tabellenkalkulation, einen Texteditor und weitere Goodies.

Mit viel Getöse hatte Texas Instruments für das Jahr 2006 den "TI-nSpire" angekündigt. Die Erwartungen waren angesichts der breit angelegten Werbeaktionen groß und die Enttäuschung auch, als sich die Markteinführung mehr und mehr verzögerte. Im Sommer 2007 war es dann endlich soweit: Mit dem TI-nSpire setzte TI eine deutliche Marke, denn das „nSpire-System“ ist im Grunde mehr als ein CTR: Ein GTR mit CAS, DGS, Tabellenkalkulation, Texteditor und weiteren Applikationen. Dazu eine funktionsgleiche Software für den PC, die leider nur für Windows verfügbar ist und ebenso wie die Firmware im CTR aus der populären CAS-Software Derive hervorgegangen ist.

Eine der letzten nennenswerten Neuerungen im Bereich der CTR (und GTR) ist die (Wieder-) Entdeckung des Farbdisplays. Texas Instruments machte mit dem TI-nSpire CX CAS 2011 den Anfang, Casio hat 2013 mit dem farbigen ClassPad 400 nachgezogen. Gegen Ende desselben Jahres kam dann schließlich Hewlett Packard mit dem HP Prime, dessen hochaufösendes Farbdisplay außerdem – wie das des ClassPad400 – berührungsempfindlich ist: Taschenrechner mit Touch.

An anderer Stelle dieser Website findet man detailliertere Informationen über die Entwicklung im 21. Jahrhundert.